Föderalismus, Nationaler Bildungsrat: Wollen wir das Zentralabitur aus Berlin?

Katrin Staffler, MdB und Dr. Ute Eiling-Hütig, MdL

Kat­rin Staff­ler, MdB und Dr. Ute Eiling-Hütig, MdL

Am 19. Sep­tem­ber 2019 dis­ku­tier­ten Frau Kat­rin Staff­ler, MdB (Mit­glied des Aus­schus­ses für Bil­dung, For­schung und Tech­nik­fol­gen­ab­schät­zung, Obfrau der Enquete-Kom­mis­si­on: Beruf­li­che Bil­dung in der digi­ta­len Arbeits­welt), Frau Dr. Ute Eiling-Hütig, MdL (Mit­glied des Aus­schus­ses für Bil­dung und Kul­tus, Mit­glied des Aus­schus­ses für Wis­sen­schaft und Kunst) und an der Bil­dungs­po­li­tik Inter­es­sier­te in Dachau.

Zu Beginn nah­men die Refe­ren­tin­nen zu dem The­ma Stellung:
Eiling-Hütig: Die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung in Bay­ern ist gegen die Ein­füh­rung eines Zen­tral­ab­iturs. Der Wert des bay­ri­schen Abiturs ist sehr hoch (ähn­lich wie in Sach­sen und Thü­rin­gen) und darf durch ein Zen­tral­ab­itur nicht auf das Niveau der ande­ren Län­der sin­ken. “Alle dür­fen sich ger­ne unse­rem Niveau anschlie­ßen”. Laut Bun­des­bil­dungs­mi­nis­te­rin Kar­lic­zek muss es eine Ver­gleich­bar­keit des Abiturs geben, aber ist das auch wirk­lich gerecht?
Staff­ler: Bil­dungs­po­li­tik ist Län­der­sa­che, aber bei jeder Schü­ler­grup­pe die nach Ber­lin kommt oder bei Besu­chen an Schu­len ist das The­ma Zen­tral­ab­itur präsent.

In der Dis­kus­si­on wur­den fol­gen­de Punk­te the­ma­ti­siert (aus­zugs­wei­se):

  • Das jet­zi­ge Sys­tem ist unge­recht, da Schü­ler aus ande­ren Bun­des­län­dern mit einem 1,0 Schnitt oder bes­ser, den bay­ri­schen Abitu­ren­ten die Stu­di­en­plät­ze weg nehmen.
  • Es gehen viel zu vie­le Kin­der aufs Gym­na­si­um, die eigent­lich dafür nicht geeig­net sind (hier wird durch den Eltern­wil­len eine Auf­nah­me erzwun­gen) und mit sehr viel Nach­hil­fe über­las­tet. Es gibt gera­de im Land­kreis Starn­berg meh­re­re Schu­le, die eine 100prozentige Über­tritts­quo­te aufs Gym­na­si­um haben. Ein Vor­schlag war hier, die sechs­jäh­ri­ge Grund­schu­le ein­zu­füh­ren und erst wenn die Kin­der rei­fer, erfah­re­ner sind, die Ent­schei­dung für das wei­te­re Schul­sys­tem festzulegen.
  • Man soll­te statt auf Leis­tung mehr Kom­pe­ten­zen ach­ten und die Kin­der bes­ser aufs Berufs­le­ben vor­be­rei­ten. Das machen Mit­tel­schu­len und Real­schu­len bes­ser als das Gym­na­si­um. Die Berufs­ori­en­tie­rung und vor allem die Infor­ma­tio­nen für die Eltern soll­ten bereits in der Grund­schu­le begin­nen. Das Den­ken “Nur mit dem Abitur hat man im spä­te­ren Leben gute Chan­cen” muss über­wun­den wer­den. Es gibt im baye­ri­schen Schul­sys­tem 18 Mög­lich­kei­ten, die Hoch­schul­rei­fe zu erlan­gen — dies ist vie­len nicht bekannt.
  • Der Natio­na­le Bil­dungs­rat, wie im Koali­ti­ons­ver­trag fest­ge­legt, muss die Abschlüs­se trans­pa­rent und ver­gleich­bar machen.
  • Ein wich­ti­ger Punkt war, dass die Lehr­plä­ne deut­lich ent­rüm­pelt wer­den, damit gera­de in den jün­ge­ren Klas­sen mehr auf die Kin­der ein­ge­gan­gen wer­den kann und ihre Kom­pe­ten­zen (Skills) her­aus­ge­ho­ben und geför­dert wer­den. Eine Klas­sen­stär­ke von 34 Kin­dern in der Klas­se ist dabei nicht trag­bar und ver­nich­tet alle päd­ago­gi­schen Ansätze.

Der Schuss­te­nor war, dass es ger­ne eine Zen­tral­ab­itur geben kann, wenn die ande­ren Län­der sich dem Niveau von Bay­ern, Sach­sen und Thü­rin­gen anpas­sen. Anders­her­um führt hier kein Weg hin.

AKS Kreisvorsitzender Michael Niedermair, Dr. Ute Eiling-Hütig, MdL und Katrin Staffler, MdB

AKS Kreis­vor­sit­zen­der Micha­el Nie­der­mair, Dr. Ute Eiling-Hütig, MdL und Kat­rin Staff­ler, MdB